<Personal
Bike History>
Es war noch
weit vor meiner Schulzeit, so gegen 1978/79, als ich das erste Mal mit einem
zweirädrigen Gefährt in Kontakt kam. In kann mich noch daran erinnern, dass
mich mein Vater auf ein (ausgeborgtes) oranges Fahrrad setzte, mich anschob und
irgendwann losließ.
„Treten,
treten!“ hörte ich ihn noch schreien, und ich kam irgendwie am Ende des
Schotterwegs schmerzfrei (und demzufolge anscheinend sturzlos) zum Stehen.
Fortan konnte ich Fahrrad fahren, wer hätte das gedacht!
Da ich zu
meiner Kommunion 1983 eine Menge Geld (~300.-DM waren damals ´ne Menge Holz!)
von den Verwandten geschenkt bekam, setzte ich dies in Begleitung meiner Eltern
flugs bei unserer Tankstelle im Ort um, indem ich mir dort (Warum weiß ich bis
heute nicht, aber besagte Tankstelle verkaufte damals Fahrräder, Zubehör und
BMX-Bikes!) ein Kelsgau BMX 2000 für unglaubliche 159.-DM zulegte. Was war ich
stolz! Ein silberfarbenes BMX 2000 mit roten Schutzpolstern, Rücktrittbremse
und einem fetten 2,125“er „Swallow“ (Schwalbe) Vorderreifen mit weißer
Schrift an den Flanken! Hinten war nur ein 1,95“er drauf, und mein Vater sagte
mir damals, dass man mit einem dünneren Reifen besser beschleunigen könnte. So
ein Schmarrn, aber ich habe ziemlich lange dran geglaubt, bis ich mir
letztendlich auch hinten einen fetten 2,125“er drauf zog.
Ich tobte
mich also mit meinem heißgeliebten BMX 2000 erst mal eine Weile aus, bis ich
begann, das Bike von rotem Dekor nach blau umzumodeln. Immense Summen an
Taschengeld wurden von mir zu besagter Tanke getragen, um nach einer Weile
endlich ein silbernes BMX 2000 mit blauem Dekor (inklusive blauer Traumgriffe!)
zu besitzen. Doch das war erst der Anfang einer bis heute anhaltenden Tuning-
und Custom-Leidenschaft...
Da meine
Oma damals in Regensburg wohnte, und es dort in der Nähe vom Zweirad-Stadler
eine geshapte BMX-Bahn gab, versuchte ich so oft wie möglich, übers Wochenende
meine Oma zu besuchen. Das BMX 2000 war natürlich jedes Mal dabei! So übte ich
mich schon damals in Anliegern, Kickern, Tables und dergleichen. Hob einmal mein
Vorderrad (oder gar das komplette Bike) vom Boden ab, gab das einen
Adrenalinkick ohnegleichen. Was war ich doch für eine coole Sau! Gott sei dank
war ich meistens alleine auf der Bahn, da ich es wahrscheinlich nicht
ausgehalten hätte, den richtigen Cracks zu begegnen. Doch so war meine Zeit auf
der BMX-Bahn gezeichnet von meiner unverrückbaren Meinung, der beste BMXer der
Welt zu sein.
Zuhause
hatten zwischenzeitlich meine Schulkumpels auch schon BMXe. Einer hatte sogar
eines mit zwei Felgenbremsen und Leerlauf! Der Neidfaktor war diesbezüglich
ziemlich ausgeprägt, doch ich konterte damit, dass ich damit begann, aus der
ganzen Ortschaft abgewrackte BMXe zusammenzukaufen, diese zu zerlegen, mit
Autolack zu lackieren, die Dinger irgendwie anders wieder zusammen zubauen und
weiter zu verscherbeln. Zwischenzeitlich war ich dann stolzer Besitzer
von vier BMX gleichzeitig! Somit begründete ich meinen Ruf als erster
Custom-Schrauber im Ort. Das war zwischen 1984 und 1988.
Ein
Highlight dieser Zeit war auch die Gründung einer BMX-Bande: Zusammen mit ein
paar anderen Jungs klebten wir uns 1000.-DM-Aufkleber an unsere Kisten, als
Zeichen für unsere Bande. Andere Erkennungszeichen waren damals schlecht zu
kriegen, und diese Aufkleber gab es von der Dorf-Sparkasse umsonst. Wir wussten
zwar nicht so recht, was man als Bande so alles tut, also nahmen wir uns die
Rocker als Vorbild, die am Ortsrand immer feierten und Lagerfeuer machten.
Leider schmeckte uns damals außer Spezi und Limo nichts, mit Frauen hatten wir
auch nichts am Hut und richtig schlägern wollte irgendwie auch keiner. Das
war’s also dann irgendwann mit der Bande.
1988 war
ich in der siebten Klasse. In der Schule wurde man im Rahmen eines
„differenzierten Sportunterrichts“ vor die Wahl gestellt, entweder zum
Schwimmen zu gehen (was den nicht bestreitbaren Vorteil hatte, dass man da die Mädels,
die in derselben Schwimmhalle waren, im Badeanzug, also fast nackt! vor die
Augen bekam), oder Rennradfahren konnte.
Ich
entschied mich fürs Radfahren, warum weiß ich heute nicht mehr. Mit
Begeisterung radelte ich fortan Mittwoch nachmittags mit der Klasse und dem
Lehrer in der Gegend rum, bis sich die technischen Defekte an den damals
1000.-DM (!) teuren Peugeot-RoadRunnern derart häuften, dass zeitweise mehr als
die Hälfte meiner Mitschüler dem Theorieunterricht frönen mussten, da sie
keinen fahrbaren Untersatz mehr hatten. Ich muss aber auch zugeben, dass wir die
Räder nicht mit dem Respekt behandelten, den sie eigentlich verdient hätten
(so versuchten wir uns ganze Nachmittage mit dem Üben von Bunny-Hops über
Randsteine und ähnlichem...).
Auch privat
ließ ich mich von dem RR-Fieber anstecken und kaufte mir von meinen
Ersparnissen für 399.-DM ein Raleigh Pursuit Rennrad mit 12 Gängen (Dieses hab
ich nach ein paar Jahren tatsächlich für 200.-DM wieder verkaufen können). Da
ich zu dieser Zeit ziemlich in ein Mädel verschossen war, das ca. 25km entfernt
im nächsten Dorf wohnte, trieb mich das zu sportlichen Höchstleistungen an.
Immer wieder versuchte ich, ihr meine Liebe zu beweisen, indem ich diese Strecke
bis zum Erbrechen mit meinem Rennrad hin und her fuhr, leider bis zum Schluss
vergebens.
Es muss um
1989 gewesen sein, als ich dem Radsport zunächst komplett entsagte. Die Mauer
war weg und ich interessierte mich mehr für langhaarige Heavy Metal Musik und
intensiver für das andere Geschlecht. Radfahren war bei uns damals als uncool
deklariert worden. Demzufolge wurde das Rennrad und alle sonstigen BMX-Überbleibsel
bis auf eines (Das hab ich heute noch!) verkauft.
Mehrere
Jahre zogen ins Land und ich kümmerte mich ausgiebigst um meine Musikerkarriere
und kostete die pubertären Anflüge bis ins Extreme aus. Nachdem ich 1997 als
22jähriger am Tiefpunkt meiner körperlichen Leistungsfähigkeit angelangt war
(bedingt u.a. auch durch die Entdeckung alkoholischer Erfrischungsgetränke und
Glimmstengeln, gepaart mit exzessiven Studentenparties), hatte ich ein Schlüsselerlebnis,
indem ich es nicht schaffte, nach einer durchzechten Nacht eine kleine Anhöhe
mit dem obligatorischen „Scheisshaus-DeLuxe-Fahrrad“ zu erklimmen. Nach Luft
ringend stieg ich ab und schob die Steigung (hier von einem Berg zu sprechen wäre
anmaßend!) hinauf. Ich sagte mir: „So nicht! Wenn´s mir jetzt schon so Scheiße
geht, erlebe ich meinen 30igsten im Rollstuhl!“
Gesagt,
getan. Eine einschneidende Veränderung musste her. Da ich aber nicht vorhatte,
weder mit dem Biergenuss noch mit dem Rauchen aufzuhören, musst eine Lösung
her, die alle Vorteile in sich vereinte. Ich erinnerte mich: gab es da mal nicht
etwas, was ich eigentlich damals schon mit Begeisterung gemacht hatte, und ich
im Grunde nur dort anzuknüpfen brauchte? Nach intensivem Überlegen fiel es mir
in nüchternem Zustand wie Schuppen von den Augen: Biken! Ein Bike musste her!
Ich besorgte mir von meinem Vater ein zusammengerocktes Radiant
Stahl-Mountainbike mit 18 Gängen und brachte es wieder auf Vordermann. Im Zuge
des sich langsam anschleichenden Technikwahns kaufte ich mir auf dem Flohmarkt
von einem Jungen eine RST 381L Federgabel für 60.-DM (Eigentlich wollte der
Hosenscheißer 100.-DM, ich bot im zuerst 50.-DM) und implantierte diese in mein
erstes MTB.
Bis
1998, also ein gutes Jahr, verbrachte ich meine freie Zeit damit, mir mit meinem
MTB in den Wäldern um Regensburg Kondition anzutrainieren und tat meiner
Gesundheit etwas Gutes.
Dann
war mit meiner damaligen Freundin Schluss und ich konzentrierte mich im Zuge des
Frustrationsabbaus noch intensiver auf mein wiedergewonnenes Hobby. Etwas neues
musste her, wenn schon keine neue Freundin, dann ein neues Bike! Wieder auf dem
Flohmarkt, erstand ich für 130.-DM (180.-DM war Ausgangsbasis) ein Merida Miami
mit Shimano STX-Ausstattung, das erste Bike mit einer (fast) reinen
Komponentengruppe! Die RST-Gabel wurde flugs in das Merida verpflanzt, und in
der Folgezeit gewann das Biken dadurch deutlich mehr an Professionalität.
„Sport
ist im Verein am schönsten!“, dachte ich mir und fuhr fortan immer mit einem
Kumpel zusammen aus. Dessen Idealvorstellung des bikens war ein steiler, nicht
enden wollender Forstweg, bei dem
es galt, möglichst schnell hochzukommen, um oben japsend zusammenzubrechen.
Bei
diesen extremen, deutlich „cross-country-orientierten Marathonfahrten“ war
ich irgendwann ziemlich gut dabei. Höhepunkt dieser kilometer-fressenden Phase
war ein lockerer Ausflug mit dem Mountainbike von Regensburg bis kurz vor Linz.
In 14 Stunden Gesamtzeit und 10 Stunden reiner Fahrzeit wurden von 5 Uhr morgens
bis 7 Uhr abends 250km runtergerissen. Die nächsten 3 Wochen ging ich dann zu
Fuß.
Zwischen
1999 und dem Millennium (2000) hatte ich erneut eine ausgeprägte Custom-Bike
Phase (Eher eine Custom-Trade-Phase, vergleichbar mit einem
Fahrrad-Einzelhandel).
Ich
kaufte alle günstigen, abgewrackten MTBs, die mir unter die Finger kamen (meist
vom Flohmarkt oder aus der Gebrauchtabteilung eines Zweiradhändlers), richtet
diese einigermaßen wieder her und versorgte so meine komplette Bekanntschaft
mit billigen Bikes.
Mit
dem Millennium stand auch mir einmal mehr eine tragende Entscheidung bevor: Bei
meiner wöchentlichen Sichtung der Gebraucht-Rad-Abteilung war es plötzlich vor
mir: Silber-glänzend, wunderschön und in meinen Augen das beste Bike der Welt!
Ein Marin Indian Fire Trail mit poliertem Alu-Rahmen, einer Manitou Federgabel
und Shimano XT-Ausstattung. Für 899.-DM! Sollte ich zuschlagen? Wäre es doch
eine wesentliche Steigerung zu meinem anthrazitfarbenem, regelrecht graumäusigem
und doch schon langsam abgerocktem Merida.
Während
meiner mehrtägigen Bedenkphase (ich dachte nach, woher ich das Geld nehmen
sollte) fand bei einem neueröffnetem Bike-Laden ein Bike-Flohmarkt statt. Da
ich ja auch in der Vergangenheit schon so manches Schnäppchen auf Flohmärkten
ergattert hatte, ließ ich es mir nicht nehmen, dort mal vorbeizuschauen. Ich
muss vorausschicken, dass ich von Bike-Marken, -Modellen und was es sonst noch
so gab, relativ wenig Ahnung hatte und ich beispielsweise ein Fully eigentlich
nur vom Hörensagen kannte.
Jedenfalls
gab es auf diesem Flohmarkt neben erkläglich wenigen Zubehörteilen nur ein
einziges Fahrrad zu bewundern, respektive zu kaufen. Ein feuerrotes Point-Fully
mit Monocoque-Rahmen von 1998 und einer echten ´96er Rock Shox Judy DH
Federgabel, dazu noch mit einer Formula Scheibenbremse vorne und einer HS33
hinten! Für 500.-DM komplett! Nach einigem hin und her überlegen und hitzigen
Grundsatzdiskussionen mit meinem XC-Gib-Ihm!-Marathon-Kumpel entschied ich mich,
diese schon recht abgefuckte Mühle zu kaufen. So begann mein (harter) Einstieg
in die Fully-Sektion (Übrigens habe ich 2 Jahre später nur den Rahmen für
300€ bei Ebay wieder verkloppt, vorher die Gabel für 80.-DM und die Bremse
samt Laufrad auch für satt Kohle, summa summarum eine gute Investition!).
Hart
deswegen, da mir anfangs diese weiche, federnde Gefühl vollkommen suspekt war
und ich alle Federelemente auf Anschlag vorspannte, um in etwa wieder ein Gefühl
über die jeweilige Bodenbeschaffenheit zu bekommen, schließlich saß ich noch
nie vorher auf so einem Ding. Auch die Tatsache, dass sich der komplette
Hinterbau wie eine Rassel anhörte, wenn man daran rüttelte, war für mich kein
Grund zur Besorgnis, da ich dachte, dass gehört sich so bei einem Fully,
beweglich und so. Später stellte sich heraus, dass alle Hinterbaulager total
ausgeschlagen waren und ich dadurch gleich 2cm mehr Federweg hatte...
Die
Zeit verging, und mein als Stadtrad fungierendes Radiant MTB verabschiedete sich
durch eine gebrochene Tretlagerwelle und ein nicht demontierbares, da
festgerostetes Innenlager auf den Müll.
2001
wurde über Ebay eine günstige Rock Shox Judy XL Doppelbrückengabel von 2000 für
350 Flocken (DM) angeschafft, die bis heute noch ihren Dienst versieht. Von
einem Bike-Kollegen (hiervon gab es mittlerweile schon einige mehr) erstand ich
für 350.-DM einen gebrauchten Univega-Hardtail-Rahmen, der das angestaubte
Merida ersetzen sollte. Das Merida wurde zum Stadtrad degradiert, bis es Ende
2003 ebenfalls wegen eines festgerosteten Innenlagers endgültige in Rente
(Schrottcontainer) ging.
Mit
dem Frühling 2002 wurde es auch Zeit für was Gescheites: Wieder mal von Ebay
kam für günstige 600€ ein ACT Firebeast Fully Rahmen mit einem sagenhaften
Neupreis von 1730€! Der wurde stante pede mit herumliegenden Teilen aufgebaut
und ich bekam das erste Mal einen richtigen Eindruck von dem, was man ein gut
funktionierendes vollgefedertes Fahrrad nennt. Endgültig vom Technik-Teile-Wahn
infiziert, musste eine adäquate Gabel her, eine Marzocchi JuniorT für 549€,
neu gekauft und nicht vom Flohmarkt.
2003
verging mit dem Ausbau filigraner Bike-Fahrtechniken und dem Angstabbau vor
immer höher werdenden Drops. Mit wachsender Technik schwand auch der Skrupel
vor derbem Gebolze.
Anfang
2004 wurde es wieder mal Zeit, Abschied zu nehmen: Am Univega Hardtail zeigten
sich mehrere Risse im Steuerrohr, es wurde zum Stadtrad befördert und erhält
nun so bis heute sein Gnadenbrot. Ein als Ersatz angeschaffter CMP Firestorm
Hardtail Rahmen ging nach kurzer aber nicht zu heftiger Mini-Saison (Dezember
bis April) nach gerade mal 4 Monaten regelrecht in die Brüche. Mein erster
richtiger Rahmenbruch während eines Ausritts, glücklicherweise ohne weitere
Folgen (Garantiefall, wurde ersetzt, mal sehen, wie lange der hält).
Im
Frühling 2004 lief mir wieder mal ein Schnäppchen vor die Tastatur, ein ACT
Firebeast FreeRide Extreme Rahmen aus 2002 für schlappe 402€, ohne Versand.
Eigentlich war angedacht, das neue Bike als „Downhill-orientierten
Hardcore-Freerider“ peu à peu aufzubauen, sobald es die Kasse zuließ. Aber
wie so oft war das Erwarten zu groß und die Vernunft quasi nicht vorhanden.
Mit
den ansehnlichen Maßen 175/190/19,6 und einer Marzocchi Monster im Steuerrohr
(So eine wollte ich schon immer haben!) stand es im November 2004 fix und fertig
in meinem Zimmer und wartet auf seinen ersten richtigen Einsatz im Sommer 2005
im Bikepark am Geißkopf.
Zwischenzeitlich war auch das „Projekt1“ fertig, ein privates Bike-Video von und mit vielen Bike-Freunden, gedreht im August/September 2004 mittels DigiCams und selbst gebastelten Helm- und Trikot-Halterungen. Nirgends erhältlich, zeigt es in 20 Minuten und sieben Clips, passend unterlegt mit Mucke, schöne Einblicke in unsere „Private Bike Histories“...
STAY TUNE! Die Story wird immer mal wieder fortgesetzt, und zwar HIER!